US-Autoindustrie: Trump müsste Tesla oder Toyota fahren: Die Wahrheit über "Made in America"
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In der Pflanze steckt keine Gentechnik
Aber keine Sorge:Gentechnish verändert sind die
Viehmann Ein Auto wie ein Western: Chrysler spielt bei seinem Pickup RAM die Patriotismus-Karte. Doch wenn man sich die zugelieferten Teile betrachtet, ist der RAM nur zu 59 Prozent "amerikanisch"
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FOCUS-online-Redakteur Sebastian Viehmann (München)
Dienstag, 24.01.2017, 11:45
Ein Auto ist die Summe seiner Teile. So kann es sein, dass ein ur-amerikanisches Auto wie der Pickup RAM nur zu 59 Prozent wirklich aus den USA stammt. "Vorbildlich" ist Toyota - die Deutschen dagegen nicht, trotz US-Fabriken. Was das für die Zukunft bedeutet.
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Für manchen kam das überraschend: Einer der ersten Wirtschaftsbosse, die der neue US-Präsident Donald Trump ins Weiße Haus einlud, war Tesla-Chef Elon Musk. Dabei beschwerte sich Trump bereits über Subventionen, die Tesla abgreife, und steht der These vom menschengemachten Klimawandel skeptisch gegenüber. Passen da Elektroautos in Trumps Weltbild? Durchaus. Denn Tesla hat einen Vorteil: Alle Tesla-Autos und sogar die Batterien der Stromer werden in den USA produziert. Allerdings dürfte Musk mit seinem milliardenschweren Engagement in der Solartechnik - Tesla kauft die Ökostrom-Firma Solar City - auch Probleme bekommen, denn alternative Energien stehen in der Ära Trump ganz hinten an.
dpa/Albin Lohr-Jones Für Tesla-Chef Musks Geschäft könnte es verheerende Folgen haben, wenn Trump die Umweltschutz-Maßnahmen der Obama-Ära umkehrt: Tesla kaufte den Solarstrom-Spezialisten SolarCity.
Nicht "made in America"? Strafzoll droht
Der US-Präsident legt großen Wert darauf, dass Autos "made in America" sind. Alle anderen sollen Strafzölle entrichten . Das betrifft vor allem Autobauer, die in Mexiko produzieren. "In USA werden 37 Euro Arbeitskosten (einschließlich Lohnnebenkosten) pro Stunde in der Autoindustrie bezahlt, in Mexiko sind es 7 Euro. Das macht bei den Produktionskosten eines Mittelklassewagens nur beim Autobauer einen Unterschied von 2500 Euro aus", rechnet Automarkt-Experte Ferdinand Dudenhöffer vor. Er glaubt, dass Trump die Autowelt quasi in drei Blöcke einteilen könnte - die "National Heroes", "Responsible Car Makers" und die "Invasoren":
- National Heroes: "Nur die vier Konzerne Fiat-Chrysler, Ford, Honda und Tesla haben im Jahr 2015 in den USA weniger Fahrzeuge verkauft, als sie in USA und Kanada produziert haben", so Dudenhöffer. Damit gehört ausgerechnet General Motors nicht zu den "Helden". Den höchsten Exportüberschuss hat Tesla.
- National Responsible Carmakers: "Das wären Autokonzerne, die eine fast ausgeglichene Position zwischen heimischer Produktion und Verkauf in den USA aufweisen", so Dudenhöffer. In dieser Gruppe wären BMW, General Motors, Mercedes und Toyota.
- Invasoren: Für die dritte Gruppe dürfte es ungemütlich werden. Hyundai/Kia, Jaguar-Landrover, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Subaru, Volvo und VW: Sie produzieren nur wenige oder gar keine Autos in den USA. "Sollten sich die Trumpschen Pläne realisieren, wäre der VW-Konzern in USA mit einem hohen Risiko konfrontiert. Hohe Einfuhrzölle rauben einem Großteil der Fahrzeuge die Wettbewerbsfähigkeit. Entweder man produziert dann in einer Übergangszeit mit Verlusten und schließt nach einiger Zeit die Mexiko-Produktion oder sucht andere Märkte", so Dudenhöffer.
Center Automotive Research / CAR Welcher Hersteller wieviele Autos in den USA produziert
"Made in America" ist relativ
Doch so einfach können die USA als Mitglied der Welthandelsorganisation WTO gar keine Strafzölle erheben. Trump provoziert einen internationalen Handelskrieg. Und er unterschätzt möglicherweise eines: Wo "made in America" draufsteht, ist nicht notwendigerweise vollständig "made in America" drin.
Viehmann Wichtiges Verkaufsargument in der Ära Trump: "Made in America" - wie hier beim Toyota Camry
Denn wo ein Auto letztendlich vom Band läuft, sagt nicht viel darüber aus, wo die Einzelteile herkommen: Globale Zulieferer sind die wahren Herrscher der Autowelt ( mehr dazu lesen Sie hier). In den USA müssen Autohersteller sogar offenlegen, woher die Einzelteile eines Autos stammen. Die Zeitschrift "Auto Motor & Sport" hat jetzt anhand dieser Daten analysiert, wie amerikanisch amerikanische Autos wirklich sind.
- Das "amerikanischste" Auto ist ausgerechnet ein Japaner - der Toyota Camry, der meistverkaufte PKW der USA (US-Anteil 75 Prozent).
- Auf Platz Zwei folgt der Jeep Wrangler (73 Prozent), der damit auch das amerikanischste Auto unter den US-Marken ist.
- Auch bei den Pickups, die in den USA extrem beliebt sind und quasi Patriotismus auf Rädern verkörpern, gibt es Überraschungen: "Der absolute US-Bestseller seit Jahren ist derFordF-150 – der ist aber nur zu 70 Prozent amerikanisch. EinChevroletSilverado, immerhin auf Platz 2 der Bestseller 2016, kommt nur auf 38 Prozent. Der RAMPickupauf Rang 3 der Bestsellerliste ist nur zu 59Prozent amerikanisch", so die "Auto Motor & Sport".
- US-Ikonen wie der Ford Mustang und der Chevrolet Camaro haben demnach sogar nur einen US-Anteil von etwas mehr als der Häfte.
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Deutsche Autobauer haben ein Problem
Richtig übel - aus der Perspektive eines Wirtschafts-Protektionismus im Sinne Donald Trumps - sieht es bei den deutschen Autobauern aus, obwohl die mehrere Fabriken in den USA haben. "Den höchsten US-Anteil einer deutschen Automarke bietet die C-Klasse von Mercedes mit 72Prozent, gefolgt vom Mercedes GLE mit 65Prozent. Allerdings ist so ein hoher US-Anteil die Ausnahme. Alle anderen deutschen Automodelle, die in den USA angeboten werden, haben nur einen geringen bis gar keinen US-Anteil", hat die "Auto Motor & Sport" ermittelt.
dpa Die Mercedes C-Klasse wird auch in den USA gebaut
Folgt jetzt also die große Abrechnung mit den deutschen Autobauern? "Donald Trump kann als Präsident sehr schnell seine Verwaltung anweisen, Importzölle zu erheben. Alles was die Importzölle nicht dürfen, ist mit bestehenden Gesetzen in USA in Konflikt treten. Aber das werden die Trump’schen Juristen im Weißen Haus schaffen", glaubt Automarkt-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Die Folgen wären seiner Ansicht nach fatal: "Die bereits seit drei Jahren rückläufigen Marktanteile der deutschen Autobauer würden in eine Talfahrt treten."
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Möglicher Gewinner der neuen Situation, unabhängig von der Zulieferer-Problematik: Großbritannien - falls die USA und das Brexit-Land eine Art Zollunion gründen würden. Freuen würde das vor allem die Marken Jaguar und Land Rover, die in den USA sehr beliebt sind.
CKD: Bausatz-Fertigung als Lösung?
Um Trump wenigstens bei der Schaffung von Arbeitsplätzen in der Endmontage zufriedenzustellen, schlägt Dudenhöffer den Autobauern eine neue und gleichzeitig bewährte Strategie vor - die CKD-Fertigung (Completely Knocked Down). Das bedeutet, dass Autos in Einzelteilen angeliefert und dann im Land, in dem der Wagen verkauft werden soll, wieder zusammengesetzt werden. CKD-Fertigung findet zum Beispiel in großem Stil in Afrika statt.
Viehmann VW baut den Polo Vivo in Afrika - er basiert auf einer älteren Polo-Generation
Dudenhöffer sieht darin sogar Vorteile für beide Seiten: "Audi verschifft seit einiger Zeit aus dem Duisburger Hafen CKD-Sätze in die ganze Welt. Das kann relativ schnell gesteigert werden. Damit müssen mehr CKD-Sätze in Deutschland gebaut werden. Gut für die inländischen Werke, gut für den Duisburger Hafen. Gleichzeitig muss eine CKD-Montage in USA aufgebaut werden. Für den VW-Konzern wäre das eine machbare Angelegenheit", so der Automarkt-Experte. VW hat vor kurzem bereits eine CKD-Fertigung in Kenia aufgebaut. Montiert wird dort der Polo Vivo für den afrikanischen Markt. Der Vivo basiert auf der alten Polo-Generation und löste vor einigen Jahren den Dauerbrenner VW Citigolf ab.